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Luzern/Pfungen ZH - Forscher der Hochschule Luzern und der Keller AG Ziegeleien haben eine Backsteinfassade entwickelt, die ohne eine Isolierschicht auskommt. Damit wird der Bedarf an Gebäudetechnik gesenkt und der Unterhalt der Fassaden günstiger gemacht.

Heutige Backsteinfassaden tragen meist eine Isolierschicht zwischen dem Backstein und dem Verputz. Diese Isolierschicht hält allerdings die Feuchtigkeit in den Räumen. Für das Klima im Innenbereich sei eine dichte Isolierschicht daher problematisch, wird Marvin King von der Hochschule Luzern (HSLU) in einer Mitteilung der HSLU zitiert. Zudem müsste die Isolierschicht alle drei Jahrzehnte erneuert und als Sondermüll behandelt werden.

Forscher des Departements Technik & Architektur der HSLU haben deshalb mit den Keller AG Ziegeleien in Pfungen zusammen mit weiteren Industriepartnern eine neue Backsteinfassade entwickelt. Das neue Fassadensystem KISmur besteht aus zwei Schichten Backstein. Die dünnere Innenschicht besteht aus hartem Backstein und trägt das Gebäude. Die äussere Schicht aus weicheren Grossblock-Backsteinen ist mit 30 Zentimetern rund doppelt so dick. Sie wird nach aussen verputzt. Zwischen beiden Schichten gleicht eine Fuge von einem Zentimeter Ungenauigkeiten aus. 

Die neue Fassade dämmt gut, lässt aber Feuchtigkeit durchtreten. Damit braucht es weniger Gebäudetechnik. Das senkt sowohl die Bau- als auch die Unterhaltskosten. Zudem muss die Fassade nicht mehr erneuert werden – auch das ein Kostensenker. „Wir bauen nicht für die nächsten zehn, sondern für die nächsten hundert Jahre“, so Marvin King. Deshalb müsse der ganze Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden.

„Die Innovation besteht darin, dass wir das System als Ganzes betrachteten und berücksichtigten, wie sich welche Teile, also Backstein, Mörtel, Verputz oder Fenster, im Verbund mit anderen verhalten“, wird Dieter Geissbühler vom projektleitenden Kompetenzzentrum für Typologie & Planung in Architektur zitiert.

An der Entwicklung des neuen Systems waren auch der Fensterhersteller Biene aus Winikon LU und der Aerogel-Spezialist Agitec aus Dällikon ZH beteiligt. Das Projekt wurde von Innosuisse unterstützt, der Förderagentur des Bundes. stk