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Dübendorf ZH - Ein Stützkorsett aus carbonfaser-verstärktem Kunststoff stärkt die Widerstandskraft alter Eisenbrücken. Das an der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) entwickelte Konzept wird mittlerweile weltweit nachgefragt.

Die beiden Empa-Forscher Masoud Motavalli und Elyas Ghafoori haben eine Methode entwickelt, mit der historische Eisenbrücken reversibel und denkmalschutzkonform vor dem Verfall geschützt werden können, informiert die Empa in einer Mitteilung. Unterstützt werden sie dabei von Alain Nussbaumer, einem Spezialisten für Stahlermüdung an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL).  

Erstmals eingesetzt wurden die von den Forschern entwickelten Pflaster aus carbonfaser-verstärktem Kunststoff (CFK) 2015 an der 1892 gebauten Münchenstein-Eisenbahnbrücke bei Basel. Im Januar dieses Jahres wurde das weiterentwickelte und inzwischen patentgeschützte Verfahren auch bei der 122 Jahre alten Diamond-Creek-Brücke in der Nähe von Melbourne in Australien angewandt. Ein Netzwerk von Sensoren überwacht die Verstärkungen der beiden Brücken. Die Daten aus Australien werden dabei in Echtzeit an die Empa übertragen.

Die Befestigung einer CFK-Verstärkung an Eisen ist deutlich komplizierter als beim Einsatz an Holz oder Beton, erläutert die Empa in der Mitteilung. Die von ihr entwickelte Methode arbeitet mit Platten aus CFK, die mit Verankerungen an den Stahlträgern befestigt werden. „Entscheidend ist, dass beim Festklemmen des CFK die Carbonfasern nicht zerbrechen“, erklärt Ghafoori in der Mitteilung. 

Inzwischen interessieren sich auch das Forschungsinstitut für Wissenschaft und Technologie für Verkehr, Raumplanung, Entwicklung und Netzwerke (IFSTTAR)  und das Zentrum für Mobilität (CEREMA) in Frankreich für die Methode. Auch aus China und den USA haben Delegationen angeklopft. Sollte das System Schule mache, „könnten viele Stahlbrücken aus dem 19. Jahrhundert zukunftsfest gemacht werden – und so am Ende ihre jüngeren Geschwister aus Stahlbeton noch deutlich überleben“, hoffen die Forscher. hs