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Brüssel - Neue Forschungen im Auftrag der Europäischen Kommission kommen zu dem Schluss, dass weithin akzeptierte Zahlen der UNO zum urbanen Bevölkerungswachstum falsch sind. Dies könnte weitreichende Folgen für Milliarden von Menschen bei der Entwicklungshilfe und öffentlichen Dienstleistungen haben.

Durch die Europäische Kommission beauftragte Forscher haben eine Technologie aus der Raumplanung genutzt, die auf hochauflösenden Satellitenbildern basiert. Damit wird festgestellt, wieviele Menschen in einem definierten Areal leben. Laut diesen Daten leben heute 84 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Gegenden, also wesentlich mehr als die von der UNO angegebenen 55 Prozent. „Alles was wir über die globale Urbanisierung gehört haben, hat sich als falsch erwiesen“, heisst es vom leitenden Forscher Lewis Dijkstra in einem Artikel der Thomson Reuters Foundation.

Die aktuellen Erkenntnisse betreffen insbesondere Asien und Afrika, wo laut den neuen Zahlen 90 Prozent beziehungsweise 80 Prozent der Menschen in urbanen Gegenden leben. Laut den UNO-Schätzungen sollten es 50 beziehungsweise 40 Prozent sein. „Wenn sich das bestätigt, hat das gewaltige Auswirkungen“, so Dijkstra. „Ein Grossteil der Entwicklungshilfe ist bislang ländlichen Gegenden zugutegekommen.“

Laut Dijkstra sind die unterschiedlichen Zahlen entstanden, weil die Länder selbst demografische Daten an die UNO übermitteln und dabei verschiedene Standards nutzen. Die USA betrachten beispielsweise eine Ansiedelung als urban, wenn dort mehr als 2500 Menschen leben. In Ägypten beträgt diese Grenze hingegen 100.000 Menschen. Die Europäische Kommission definiert eine zusammenhängende Region mit mindestens 50.000 Bewohnern und einer Dichte von 1500 Menschen pro Quadratkilometer als urban.

Ein weiteres Problem besteht in der Definition von Stadtgrenzen, welche häufig keine wirtschaftlichen und demografischen Muster berücksichtigen. Hier werden als Beispiel Pendler genannt, die ausserhalb des Stadtzentrums wohnen, aber im Stadtzentrum arbeiten und dort öffentliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen. es