Open Menu
Bangkok - Die Katastrophenplanung für städtische Gebiete muss sich nach Auffassung des Stockholm Environment Institute (SEI) Asia stärker auf die Rechte armer und gefährdeter Bevölkerungsgruppen konzentrieren. In der Stadtentwicklung habe wirtschaftlicher Erfolg zu oft Vorrang vor sozialer Gerechtigkeit.

Bis heute seien rund 40 Prozent der Wasserwege in der Metropole Manila zugeschüttet worden, um Platz für Strassen, Wohnungen und Einkaufszentren zu schaffen, schreibt Chloe Pottinger-Glass, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Stockholm Environment Institute (SEI) Asia, in einem Artikel. Dadurch bleibe weniger Platz für Wasser und die Überschwemmungsgefahr steige. Der Masterplan der Regierung zum Hochwassermanagement, der den Bau von Dämmen, Deichen und Kanälen vorsieht, führte jedoch zur Vertreibung von rund 100‘000 Haushalten - hauptsächlich in ärmeren Gemeinden. Infolgedessen „wurden diese ohnehin schon gefährdeten städtischen Gebiete noch mehr von wichtigen Möglichkeiten des Lebensunterhalts und Sozialsystemen getrennt“, wird die Wissenschaftlerin zitiert.

Ähnliche Prozesse sind auch im indischen Guwahati zu beobachten, wo rund 30 Prozent der Stadtbevölkerung in prekären Siedlungen auf den Hügeln leben, um die hohen Mietkosten im Stadtkern zu vermeiden. „Die Beispiele Metro Manila und Guwahati zeigen, wie Agenden für Umwelt- und Katastrophenschutz zur Ausgrenzung und weiteren Marginalisierung von Gruppen führen können, die ohnehin schon am meisten gefährdet sind“, so Pottinger-Glass.

In ihrem Artikel fordert sie eine „Neukonzeption der Stadtentwicklung unter dem Aspekt der Inklusion“. Sie nennt Beispiele wie die Priorisierung von erschwinglichem Wohnraum und Zugang zu Dienstleistungen, die Bevorzugung von ortsnahen Ansiedlungen, wenn eine Umsiedlung unvermeidlich ist, und eine stärkere Rolle für den Staat, um integrative und demokratische Stadtentwicklungsprozesse zu schaffen.

„Es ist wichtig zu hinterfragen, für wen die Städte geplant werden. Ein auf Rechten basierender Stadtplanungsansatz wird dazu beitragen, dass Gleichheit, Gerechtigkeit und die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Schwächsten im Vordergrund stehen“, heisst es in dem Artikel abschliessend. em